Die 7 Todsünden in Führung

Hochmut, Habgier, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit. 

Das sind die sieben Todsünden der christlich geprägten Glaubenslehre. Oder vielleicht nenne wir sie sind zeitlose Emotionen, von denen sich nur die wenigsten Menschen ganz und gar freisprechen können. Leben wir eine dieser Sünden, empfinden wir häufig Schuld und Scham. Und das sollen wir auch. 

Denn der Lasterkatalog der Sünden hat auch zum Ziel, das Verhalten von Menschen zu steuern.Und damit verlassen wir den christlich geprägten Glaubenssatz. Damit in dem Spannungsfeld zwischen Bedürfnissen und moralischen Vorstellungen und ethisch korrektem Miteinander jene Charaktereigenschaften als negativ gebrandmarkt und bestraft worden, die zu den o.g. Sünden führen. Und damit zu einem schlechten Gefühl.

Was aber haben die sieben Todsünden mit Führung zu tun?

Besonders Führungsverantwortliche sollen eine Reihe grundlegender Eigenschaften besitzen, um nachweislich und dauerhaft erfolgreich zu sein – sowohl für sich als Person, als auch für das Unternehmen.

Und auch wenn es zum Leben dazugehört, großartige Erfolge und glückliche Misserfolge zu erleben, gibt es Merkmale und darauf aufbauende Verhaltensweisen, die Erfolg generieren oder blockieren.

Habgier und der damit verbundene Geiz beispielsweise sind berechtigterweise verpönt. Doch sie bringen auch einen eindeutigen (Überlebens)Vorteil: Wer Güter anhäuft und den eigenen Nutzen maximiert, profitiert. 

Doch was sind eigentlich die Güter, die wir anhäufen wollen und müssen? Handelt es sich hier um Geld, um Statussymbole oder um Werte? Und wenn jeder bestrebt danach ist, dass gutes wertschätzen denn Miteinanders anzuhäufen, wäre das nicht sogar etwas durchaus Positives?

Für genau diese Fragen ist Diskurs und ein Dialog um moralische und ethische Aspekte in der Wirtschaft wichtig. 

Nicht, um pauschal zu verurteilen, sondern um produktive und sozialverträgliche Gestaltungsmöglichkeiten zu realisieren. Um Rahmenbedingungen und Anreize zu schaffen und sich mit diesem ambivalenten Thema konstruktiv auseinander zu setzen.

Kurz gesagt

Was kann jede*r von uns tun, um all diesem etwas Positives abzugewinnen? 

Um negativ verstandene Eigenschaften und Verhaltensweisen konstruktiv und nutzbringend einzusetzen? Brauchen wir Verhaltensweisen, wie beispielsweise Habgier, um uns im Wettbewerb durchzusetzen? Auch, wenn dies für andere Menschen negative Folgen hat? Oder können wir die Motivation hinter diesen Verhaltensweisen umstrukturieren, so dass sie einen konstruktiven Nutzen erfüllen für möglichst viele? Wie können wir andere Anreize schaffen, die ebenso befriedigend sind?

Wenn wir uns also jeder Todsünde einzeln zu, beleuchten wie sie und Steine heraus, warum sie wichtig waren oder sind. Um Persönlichkeitsvariable zu eruieren und aufzuschlüsseln, welche Umstände und Wertvorstellungen, welches sündige Verhalten provozieren können. Und schlussendlich neue Handlungs- und Bewertungsoptionen auf zu zeigen.

Für konstruktive, produktive und wertschätzende Führung von uns selbst und anderen.

1. Hochmut

Kennen Sie Menschen, die absolut überzeugt von sich sind, auch wenn sie falsch liegen? Die andere Meinungen nicht gelten lassen? Die den eigenen Wert höher schätzen als den anderer? 

Das können Anzeichen für Hochmut sein. Dafür, dass sich diese Person selbst überschätzt, eigene Unvollkommenheiten nicht wahrnimmt und das Idealbild von sich nicht mit Fremdbildern abgleicht.Dieses verhalten wird häufig auch als Arroganz oder Selbstüberhebung bezeichnet und beschreibt Verhalten und Einstellungen, mit der sich Menschen über Mitmenschen erhaben sehen und dies nach außen zeigen. Ebenso, wie sie die eigenen Fehler, Schwächen oder auch Makel selber nicht sehen oder annehmen.

Während Selbstvertrauen von entscheidender Bedeutung ist, ist ein Ausufern dieser als Hochmut schädlich. Denn dann respektieren diese Menschen weder andere Menschen, noch werden sie selber wirklich respektiert.

Und egal ob es sich bei dem Hochmut um Narzissmus handelt, in dem Menschen sich tatsächlich als unfehlbar und bewundernswert empfinden oder um eine vorgetäuschte überbordende Selbstsicherheit, um eigene Unsicherheiten zu verbergen: sich hochmütig Verhalten der Menschen begegnen anderen Menschen gegenüber, herablassend, sie wirken überheblich, eitel und eingebildet.

Betrachten wir Hochmut aus der Entfernung, beschreibt sie eine emotionale Distanzierung. Um dieser vorzubeugen und entgegen zu wirken, ist es elementar, das eigene Verhalten und das anderer Menschen zu reflektieren. 

Begegnen wir hochmütig wirkenden, jedoch eigentlich verunsicherten, Menschen beispielsweise offen, klar und wertschätzend, kann es sein, dass ihr arrogantes verhalten einstellen. Und sich durch ein Gefühl der Annahme ein wohlwollender Austausch auf Augenhöhe ergibt.

Anders ist dies bei narzisstisch begründetem Hochmut. Hier gilt es, emotionale Distanz zu wahren, um sich vor Verletzungen zu schützen. 

Wenn wir an uns hochmütig wirkendes Verhalten erkennen, können wir dies beeinflussen, indem wir:

  • Verantwortung übernehmen für unser Verhalten und Handeln
  • reflektieren, ob unser Verhalten in Selbstschutz oder Angst vor Kränkung / Kritik begründet ist.
  • unsere Mimik auf nonverbale Signale prüfen, die auf andere abweisend, überheblich oder abwertend wirken können
  • uns und anderen gegenüber eine wohlwollende Perspektive einnehmen
  • Glaubenssätze hinterfragen, die unsicheren Selbstwert bestärken
  • Bewusst und proaktiv Wertschätzung, Freude und Dankbarkeit zum Ausdruck bringen

Akzeptieren wir uns selbst und andere, respektieren wir uns und andere. Und können die Sünde des Hochmut transformieren in ein konstruktiv positives Selbstbild, welches wir nutzen, um selbstbewusst und selbstwirksam Erfolge zu generieren.

2. Habgier

Habgier bezeichnet den zwanghaften Drang, immer mehr von etwas haben zu wollen, das rücksichtsloses Streben nach Gewinn um jeden Preis. Und das oft unabhängig von Sinn, Unsinn oder Nutzen.

In unserem Alltag begegnen wir Habgier häufig wenn es um Geld, Status oder Macht geht. Wenn Menschen immer mehr ansammeln, auch wenn sie dafür sprichwörtlich und wortwörtlich über Leichen gehen müssen. 

Denn: Habgier ist eines der Merkmale im deutschen Strafrecht, das eine Tötung als Mord nach §211 StGB definiert.

Habier bezeichnet den zwanghaften Drang, immer mehr von etwas haben zu wollen, das rücksichtsloses Streben nach Gewinn um jeden Preis und somit auch ohne Rücksicht auf andere. Und das oft unabhängig von Sinn, Unsinn oder Nutzen.

In unserem Alltag begegnen wir Habgier häufig wenn es um Geld, Status oder Macht geht. Wenn Menschen immer mehr ansammeln, auch wenn sie dafür sprichwörtlich und wortwörtlich über Leichen gehen müssen. Denn: Habgier ist eines der Merkmale im deutschen Strafrecht, das eine Tötung als Mord nach § 211 StGB definiert.

Die eigene Existenz zu sichern und sich mit individuell als wichtig empfundenen Gegenständen zu umgeben, ist zunächst einmal etwas sehr natürliches. Den soziologischen Ursprung hat Habgier in der Sicherung des Überlebens durch Nahrung, Kleidung und Unterkunft.

Menschen, die ein habgieriges Verhalten zeigen, entwickeln dies doch häufig nicht aus der notwendigen Existenzsicherung, sondern aus der Angst davor, nichts zu haben, zu wenig zu haben oder im Vergleich zu anderen schlecht abzuschneiden. 

Dann wird aus einem Streben nach materieller und emotionale Sicherheit ein toxisches Verhalten, das konstant verführt und nach mehr schreibt. Und das uns und anderen schadet. Weil es das eigene empfundene Glück als unentbehrlich und über allem stehend betrachtet – und damit Dynamiken in Bewegung setzt, die soziale Beziehungen langfristig gefährdet. 

Dieses Gefühl des Mangels, das auch durch emotionale Leere gespeist werden kann, äußert sich besonders darin, dass Menschen Besitztümer und Statussymbole anhäufen – ohne sich um die Bedürfnisse oder Wünsche anderer Menschen zu kümmern. 

Wie also können wir, auch und besonders als Unternehmen und als Führungsverantwortliche, das Gefühl des Begehrens konstruktiv nutzen? 

  • Indem wir zunächst einmal anerkennen, dass Habgier anspornt und motiviert.
  • Habgier kann dazu führen, dass wir, persönlich oder unternehmerisch, Gewinne erzielen – materielle, moralische oder auch emotionale.
  • Wenn wir Habgier nicht für rein kapitalistische Zwecke nutzen, sondern um bspw. positive Entwicklungen in der Gesellschaft zu stärken, kann Habgier ein Katalysator für Fortschritt sein. 
  • Gier nach Nachhaltigkeit, Sicherheit und Wertschätzung füllt nicht nur Ressourcen auf, sondern hat einen positiven Impact auf unsere Gesellschaft.

3. Wollust

Wie passen Wollust, als übersteigertes sexuelles Verlangen, und Führung zusammen?

Es gibt viele wissenschaftliche Untersuchung darüber, wie der Sexualtrieb des Menschen sich auf das Verhalten auswirkt. Ein wollüstiges Verhalten kann dazu führen, dass wir die eigene Attraktivität steigern möchten, um attraktiv für andere zu sein. Sie kann auch den Wunsch nach einem körperlichen Hochgefühl, einem größtmöglichen Erlebniswert beschreiben, wie wir es im Extremsport erfahren. 

Dann kann sie ein Antreiber sein, für eine positive Körperlichkeit stehen und kreative Prozesse freisetzen.

„Problematisch wird die Wollust erst, wenn sie das Verhalten des Menschen völlig bestimmt und rationale Bedenken verdrängt werden. Der Fokus auf augenblickliche Bedürfnisbefriedigung fördert egoistische Verhaltensweisen und lässt rationale Abwägungen, moralische Bedenken, Risikoaversion und langfristige Folgen außer Acht.“ IW-Analysen 14

Nicht nur in zwischenmenschlichen Beziehungen, auch in der Wirtschaft nimmt sie Einfluss.

Nehmen wir das Beispiel Marketing, wo häufig immer noch gilt: Sex sells – stets verfügbar, schnell konsumierbar, hohe Erfolge mit Geringem Aufwand. Doch zu welchem Preis?

Wenn Grenzen missachtet werden und die wollüstige Bedürfnisbefriedigung an erster Stelle steht, wenn Entscheidungen aus Lustfaktoren heraus getroffen werden und Attraktivität bspw. Kompetenz vorgezogen wird, wenn Menschen zu Objekten werden, um zu verkaufen oder Macht zu präsentieren, wenn aus Lust Abhängigkeit wird. Dann wirkt Wollust destruktiv.

Um den konstruktiven Aspekt von Wollust zu stärken, ist es elementar, uns klar zu machen, dass wir Lust brauchen für den Erhalt unserer Art. Sie führt auch u.a. dazu, dass wir eine sexuell offenere Gesellschaft gestalten, eine positivere Körperlichkeit und Sinnlichkeit.

Dann können wir Wollust als etwas verstehen, das als sinnlicher Genuss Freude bereitet, das uns anspornt und erfüllt.

4. Zorn

Die sogenannate Todsünde des Zorns ist eine Schutzreaktion auf Frustration, Demütigung oder Misserfolge.

Sie kann uns, wenn wir sie als Barometer für unsere Emotionen nehmen, antreiben. Um Ungerechtigkeiten zu korrigieren, mutig für unsere Rechte einzustehen und andere in die Schranken zu weisen.

Verlieren wir jedoch die Affektkontrolle, kommt es zu Jähzorn und blinder Wut, die uns und andere gefährden. Dann schlägt das Gefühl, des Zorns in ein unvernünftiges, destruktives und maßloses Verhalten um.

Ein Verhalten, welches wir sowohl in unserem privaten, als auch in unserem beruflichen Alltag, erleben. Wenn zorniges Verhalten Angst auslöst, Machtverhältnisse festigt, Gewalt und Hass schürt.

Dieser Zorn ist deutlich zu trennen von Ärger oder Wut, die wir erleben, wenn etwas nicht klappt, wir Ungerechtigkeiten bemerken, Diskriminierung erfahren oder uns einer Situation hilflos ausgesetzt fühlen. Unsere Wut rauszulassen, ist wichtig für unsere seelische Gesundheit. 

Der enthemmte Zorn macht sich dann bemerkbar, wenn jemand immer wieder und unangemessen, verbal oder körperlich Gewalt gebraucht, wütet und verletzt.

Wichtig ist also, 

  • dass wir Zorn als Schutzreaktion erkennen und vernünftig sowie produktiv einsetzen.
  • dass wir, wenn wir zorniges Verhalten bei uns bemerken, tief durchatmen, reflektieren, was uns so zornig macht und dann eine angemessene Reaktion gestalten.
  • dass wir uns auf unsere Selbstwirksamkeit und Handlungsoptionen besinnen, darauf wie Zorn uns helfen und weiterbringen kann.
  • dass wir, wenn wir zornigen Menschen begegnen, gemeinsam überlegen, was ihren Zorn entfacht und daraus Konsequenzen ableiten und umsetzen.

Besonders in einer Welt, in der es immer wieder um Leistung und Selbstverwirklichung geht, kommt es schnell zu dem frustrierenden Gefühl, nicht erfolgreich und achtsam genug zu sein. 

Eine zornige Gesellschaft ist auch Ausdruck von erlebten Ungerechtigkeiten und gefühlter Hilflosigkeit.  Zorn zeigt, was uns in unserem Grundfesten erschüttert, was uns wirklich wichtig ist, was wir verändern müssen.

5. Völlerei

Dann kann ein zornige Reaktion ein Impuls für Veränderung sein, für Bewegungen und Innovationen – persönlich, unternehmerisch und gesellschaftlich.

Völlerei – damit verbinden wir oft maßloses, verschlingendes Essen und Trinken, über den Punkt der Sättigung hinaus. Völlerei als Verfressenheit, als Sucht zu einem ausschweifenden und maßlosen Leben, gilt als eine der 7 sogenannten Todsünden. 

Dabei war ein Überkonsumieren von vorhandenen Lebensmitteln früher lebenswichtig. Nicht immer gab es ausreichend zu Essen und die Reserven mussten für knappe Zeiten groß sein. Dann gab es eine Zeit, in der Genuss und Wertschätzung gegenüber Essens etwas sehr Positives war: Gastronomische Raffinesse verband sich mit den Sinnesfreuden des Riechens und Schmeckens, der Selbstfürsorge und Gesundheitsförderung.Heute ist das Thema nochmal anders gewichtet. 

Viele Wirtschaftszweige beruhen auf dem Trend, unsere Essgewohnheiten zu kontrollieren. Uns nicht von unserem Appetit leiten zu lassen, sondern uns stets bewusst für oder gegen Lebensmittel zu entscheiden. Schlankheitskulte und medizinische Diskurse schreiben Ernährungsformen vor, in denen der Prozess des Essen zwanghaft, lustlos und frustrierend wirkt. Sich nicht an diese Vorschriften zu halten gilt teilweise als Charakterschwäche – die krank macht und dadurch hohe Sozialkosten verursacht. Die also höchst egoistisch ist.

Doch Völlerei steht nicht nur für Maßlosigkeit beim Essen.

Sondern auch für Machtansprüche, Titelsammlungen oder Arbeitspensum. Daher ist es elementar zu schauen, wofür Maßlosigkeit jeweils das Symptom ist und welche Lücke dadurch gefüllt werden soll. 

Beschäftigen wir uns mit den Ursachen von Maßlosigkeit als Ersatzbefriedigung, lernen wir etwas über unser Verhalten, unsere Sozialisation und unsere Selbstkontrolle. 

Dann nähern wir auch uns dem Thema, warum Völlerei auch ein wirtschaftlicher Aspekt ist:

„Mit der Völlerei verbunden wird also ein egoistisches Menschenbild, ihr gegenüber steht die Tugend der Mäßigung und Selbstkontrolle. Auf die heutige Zeit übertragen, betrifft Völlerei die gesamte auf (maßlosen) Konsum ausgerichtete Wirtschaft, der sich unter anderem in FastFashion, Lebensmittelverschwendung und Retourenvernichtung manifestiert. Die Fähigkeit zur Selbstkontrolle ist indes nicht nur individuell, sondern auch gesellschaftlich erwünscht, da die externen Kosten des maßlosen Konsums für Gesundheit und Umwelt oftmals nicht ausreichend berücksichtigt werden.“ IW-Analysen 141 

Wie immer gilt: Die Dosis macht das Gift. 

Daher ist es umso wichtiger, sich immer wieder selber die Frage zu stellen: „Überdosiere ich bis hin zur Maßlosigkeit, oder ist die Dosis noch gesund für mich und andere?“ 

Ein achtsamer Umgang mit sich selbst und den eigenen Bedürfnissen ist konstruktiv. So schaffen wir es, die individuelle Dosierung nicht ins Toxische zu übertragen, sondern sie als wohltuend und heilend zu nutzen.

6. Neid

“Grün vor Neid.” “Von Neid zerfressen.” “Neid muss mensch sich verdienen.”

Viele Menschen kennen das Gefühl des Neids. Doch nur die wenigsten geben es zu.

“Vielleicht liegt das daran, dass Neid immer mit Scham vergesellschaftet ist, es ist ja wie eine abgewehrte Scham. Wenn ich Neid zugestehe und zugebe, dass ich neidisch bin, sage ich damit ja auch was über mich aus. Ich sage damit aus: Ich fühle mich hier unterlegen, ich fühle mich minderwertig, ich bin nicht so gut wie die beneidete Person. Das heißt, ich wende eigentlich ein Schamgefühl aggressiv nach außen und entwerte das Objekt meiner Begierde.“ sagt Sozialpsychologe Jens Lange der Universität Hamburg. 

Ein Leben ohne Neid ist sehr selten.

Eine Kultur ohne Neid ebenso. Neid gehört zu den 7 sogenannten Todsünden und somit als schlecht, verpönt und sündig.

Denn Neid kann zerstörerisch sein, wenn aus ihm Missgunst, Eifersucht und Egozentrik erwächst. Wenn Neid Kooperation, Kommunikation und Teamgedanken blockiert. Denn Neid lässt Gemeinsamkeit nicht zu, sondern zerstört jede Form der Kooperation.

Neid tut uns nicht gut – sowohl individuell, als auch kollektiv. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Menschen, die viel Neid verspüren, weniger gesund sind. 

Doch Neid kann auch antreiben, Innovationen fördern und Kreativität hervorbringen. Nämlich immer dann, wenn wir uns das Gefühl und er dahinter stehenden Emotionen bewusst werden: Habe ich das Gefühl, unterlegen zu sein? Warum fällt es mir schwer,  einen Erfolg zu gönnen? Warum vergleiche ich mich?

Dann können wir sehen, was hinter dem Gefühl steht. Dann können wir entscheiden, ob wir es als Antreiber nutzen können oder uns das Gefühl wertfrei zugestehen. Und neidloser miteinander agieren. 

Dann können wir dieses Wissen einsetzen, um uns und andere zu beflügeln. Auch und besonders in (Selbst-)Führung.

7. Trägheit

„Jetzt sei doch nicht so träge!“ „Du bist aber faul!“ 

Manchmal haben wir keine Lust. Manchmal fühlen wir uns nicht nach Aktion. Manchmal wollen wir einfach faul sein.

Die gesteigerte Form davon, die Trägheit, ist eine der  7 so genannten Todsünden. Sie beschreibt die Unfähigkeit, im Augenblick zu sein, ebenso wie die Apathie aus Übersättigung unserer Wohlstandgesellschaft. 

Wenn wir Trägheit empfinden möchten wir stets woanders sein, haben dennoch weder Lust zum Arbeiten oder zum Nichtstun. Alles was im Moment ist, ist irgendwie nicht richtig. Und wenn wir etwas anderes tut, ist auch das nicht richtig. Trägheit hängt nicht nur mit Unbeweglichkeit zusammen, sondern auch mit einer geistigen Gleichgültigkeit und dem Verharren in Besinnungslosigkeit.

Auch in unsere Gesellschaft, in Politik, Unternehmen oder bei Behörden, erleben wir Trägheit. In Form von antiquierter Beständigkeit, blockierender Langsamkeit oder Innovationsscheuheit.

Dabei war Trägheit in der Zeit der Aufklärung in bestimmten Kreisen sogar en Vogue – im Sinne einer kultivierten Welt, Verachtung, einem Rückzug aus dem Maßlosen von Macht, Status und Leistung.

Aus verschiedenen Zuständen von Trägheit kann auch Positives erwachsen: 

  • Trägheit in Form von Langeweile kann zu kreativen Ideen führen. 
  • Innehalten als Aspekt der Trägheit ordnet unseren Geist und kann neue Ressourcen schenken.
  • Trägheit, die auf Ruhe und Gelassenheit beruht, führt ggf. zu überdachten Prozessen, geringer Ablenkung und Sicherheitsempfinden. Sie schützt manchmal zudem vor ausgeprägtem Stress.

Trägheit, die auf Antriebslosigkeit beruht, kann jedoch für unsere psychische und physische Gesundheit negative Konsequenzen haben. Und zwar für jede*n von uns als Individuum, als auch für uns als Gesellschaft.

Dann ist es elementar, dass wir uns neuen Antrieb geben:

  • Indem wir unseren Tagen eine Struktur geben, beispielsweise mit einem Ritual beginnen und beenden, Pausen nehmen, Zeit für uns einräumen. So können wir einen erneuten Zugang zu unserem inneren Motor finden und ihn neu justieren.
  • Indem wir unseren Tag oder unsere Ziele konkret und erreichbar formulieren, visualisieren und verfolgen – Aber hilft auch die SMART-Methode, mit der Ziele definiert werden, indem sie „Spezifisch“, „Messbar“, „Attraktiv“, „Realistisch“ und „Terminiert“ sind.
  • Indem wir negative Einstellungen hinterfragen. Wenn wir positiv und selbstwirksam formulieren, gestalten wir auch anders. Indem wir bspw. nicht sagen, „Ich hab überhaupt kein Bock auf gar nix“, sondern uns stattdessen fragen: „Was könnten wir heute Freude machen?“ 
  • Indem wir identifizieren was uns blockiert und unsere Energien raubt. Dann können wir reflektieren, was wir verändern sollten, um neue Kraft und Lust zu gewinnen.
  • Indem wir uns auch bei Misserfolgen oder Rückschlägen nicht entmutigen lassen. Sondern im Gegenteil unsere Frustrationstoleranz steigern. Wir dürfen genervt und frustriert sein. Wir können das Gefühl aushalten und trotzdem und jetzt erst Recht an unserem Ziel festhalten.
  • Indem wir auf uns selbst achten und erkennen, wann wir Ruhe brauchen, wann wir Faul sein zelebrieren können und wann es uns gut tut, in die Aktion zu gehen – auch und besonders, wenn wir eigentlich gar keine Lust auf gar nichts haben.

All das gilt auch für Führung: Was blockiert? Was braucht jede*r individuell? Wann ist es gut, auch mal einen Gang runter zu schalten? Wie kann das produktiv und konstruktiv gestaltet werden?

© by Verena Arps-Roelle & Sebastian Arps

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