Auf Krisen und den momentanen Wandel gibt es als Führungsverantwortliche, Chef*innen und Menschen nur eine Antwort: mehr Menschlichkeit.
Immer wieder im Leben befinden wir uns in einem Zustand zwischen Kontrollverlust und dem Versuch, sich mit den Auswirkungen des Wandels zu arrangieren.
Alltag ohne Alltag?
Diese paradoxe Spannung wirkt sich auf uns und auf unseren individuellen Alltag aus. Wir versuchen Alltag zu leben, obwohl wir nicht wissen, was auf uns zukommt und wohin unser Weg führt. Dabei ist die eigene Sicherheit und klare Vision wichtig, um Orientierung zu geben. Uns, unseren Kindern, unseren Mitarbeitenden.
Im Businessbereich ist dies vor allem für Führungsverantwortliche eine Herausforderung. Sie müssen Orientierung geben, anleiten, beruhigen und bestätigen. Und das alles professionell, souverän und kompetent. Und oft genug mit dem Gefühl des eigenen Nicht-Wissens um alle Zusammenhänge, Konsequenzen und zukünftige Veränderungen.
In dem Wissen des eigenen Nicht-Wissens.
Sicherheit und Orientierung zu vermitteln, ohne sie jedoch selber zu haben, funktioniert nicht gut. Denn beide Faktoren sind die Basis, um anderen Menschen zu helfen und selber Klarheit und Kraft zu finden, um weiter zu gehen und vorwärts zu kommen.
Um diese Spannungen auszugleichen, ist es essentiell, dass Führungsverantwortliche mit Menschlichkeit und Empathie führen. Doch gute Führung zu verstehen und sie zu praktizieren sind zwei verschiedene Dinge, insbesondere angesichts der Unsicherheit und der eigenen Angst. Hier lohnt es sich als Führungsverantwortliche*r, reflektierend und zugewandt affirmativ mit sich und den Mitarbeitenden in den Dialog zu gehen.
Stellen wir die Menschen an die erste Stelle.
Harte Kosteneinsparungen und Gewinnmotive, die zuvor möglicherweise einem Unternehmen gut gedient haben, können in der aktuellen Situation schnell nach hinten losgehen. Negative Veränderungen zu vermeiden und sie, wo notwendig, transparent und nahbar zu kommunizieren, führt dagegen zu Verständnis, Loyalität, Flexibilität und sogar Motivation. Denn Mitarbeiter*innen erfahren Wertschätzung und werden einbezogen. Und obwohl keine Konstante des Status-Quo garantiert werden kann, erfolgt die Kommunikation über die Situation und den Wunsch, diese zu vermeiden, offen und auf Augenhöhe. Die Situation mit allen Mitarbeitenden zu teilen und sie über die weitere Vorgehensweise zu informieren ist der Schlüssel zum Miteinander.
Seien wir offen und nahbar.
Jeder von uns hat schlechte Momente, schlechte Tage und schlechte Wochen. In Zeiten von Krisen und Veränderungen sowie Unsicherheiten noch mehr als sonst. Wir sind dünnhäutig und angestrengt. Zeigen wir unsere inneren Kämpfe nach Außen, indem wir darüber sprechen. Es ist in Ordnung und wichtig, sich darüber auszutauschen. Starke Führungsverantwortliche führen mit Emotionen und legen ihre Möglichkeiten offen auf den Tisch. Und vor allem: Sie hören zu. Nehmen ernst. Und sie sind greifbar.
Seien wir unterstützend und bleiben wir in Verbindung.
In der Corona-Pandemie haben wir vielfältigere persönliche und unternehmerische Auswirkungen als in früheren Krisen gespürt und spüren Sie weiterhin. Der Klimawandel bedroht uns und die Auswirkungen sind für uns alle spürbar. Globale Krisen entwickeln sich weiter. Menschen werden sind bedroht und sterben.
Inmitten dieser existenziellen Angst tun wir alle unser jeweils Bestes, um dennoch weiterzumachen. Um fortzufahren. Unsere Settings sind dabei ganz unterschiedlich. Wir sind besorgt über die großen Geschehnisse auf der Welt und über die vielen kleinen alltäglichen Bedürfnisse und Themen. Anteilnahme und Mitgefühl für einander ist das Gebot der Stunde. Um konstante soziale Verbindungen und Sicherheiten im Miteinander zu ermöglichen. Denn diese sind für uns Menschen notwendig. Immer und in Krisenzeiten noch stärker.
Was bedeutet das für Leadership und Management?
Für Führungsverantwortliche und Manager bedeutet dies, die unternehmerische Haltung zu kommunizieren, Sicherheiten zu geben, Mitarbeiterbindungen zu vertiefen, wo möglich zu entschleunigen, flexibel zu sein und Mitarbeitenden den benötigten Spielraum und Konstanten zu geben, um diesen neuen Herausforderungen zu begegnen.
Dazu gehört, Zeit für den persönlichen analogen oder digitalen Kontakt zu ermöglichen um mehr Raum für informelle, persönliche und unstrukturierte Zeit zu schaffen, um zuzuhören und sich gegenseitig zu unterstützen, Beziehungen zu stärken und die psychische Gesundheit zu erhalten. Diese emotionale Unterstützung unterstützt wiederum langfristig alle Mitarbeitenden und das Unternehmen als soziales Gefüge auf anderen Ebenen und in der Zukunftsgestaltung.
Entdecken wir unsere Superkräfte
In den kommenden Wochen, Monaten, vielleicht Jahren müssen wir alle über uns hinausgehen. Unsere Komfortzonen immer wieder verlassen, neue finden und uns flexibel auf die jeweiligen neuen Phasen einstellen. Wir müssen kämpfen, über Grenzen hinausgehen und eine Welt für die Zukunft gestalten. In der Zukunft möglich ist.
Wachsen wir auch als Führungsverantwortliche über uns hinaus. Nehmen wir jede neue Herausforderung an und begegnen wir ihr bestmöglich – auch im Namen unserer Mitarbeitenden.
Seien wir offen und nahbar.
Experimentieren wir mit Möglichkeiten.
Bieten wir Kommunikation und Unterstützung an.
Vertrauen wir darauf, dass sich unsere achtsame Führung mit Herz nicht nur jetzt auszahlt, sondern uns auch in Zukunft trägt.
Besinnen wir uns auf uns als Menschen.
© by Verena Arps-Roelle & Sebastian Arps